Medikamentierte Wut - Wie Jungen mit einer AD(H)S um Selbstkontrolle ringen

Moderne Gesellschaften propagieren eine Selbstkontrolle, die zu einer Spontaneität integrierenden Selbstfürsorge ermäßigt ist. Deren Erwerb verlangt Kindern und Jugendlichen die Bewältigung von Widersprüchen ab: In einer auf Zerstreuung angelegten Konsumkultur sollen sie sich konzentrieren, in einer Kultur, die dem Erfolg huldigt, sollen ihnen Enttäuschungen nichts ausmachen. Vor allem Jungen haben damit aber Probleme. Sie erwerben nur schwer die emotionale Kompetenz, aggressive Erregungen, die sie infolge von Enttäuschungen erleben, gleichermaßen zweckdienlich wie sozial verträglich zu regulieren. Fehlt ihnen diese Kompetenz, dann erleben sie eine blinde Wut, der sie sich wie einer Naturgewalt gegenüber ausgeliefert fühlen.

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Autor:R. Haubl
Quelle:Forum Psychoanal (2009) 25:255–268
Jahr:2009
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