ADHS und sexueller Missbrauch

Der sexuelle Missbrauch von Kindern stellt ein weltweites Phänomen mit hoher gesellschaftlicher Bedeutung dar. Die ermittelten Prävalenzraten für sexuellen Missbrauch variieren erheblich. Übereinstimmend wird festgestellt, dass Mädchen häufiger von Übergriffen betroffen sind als Jungen. In der Folge sind bei zahlreichen Betroffenen Verhaltensauffälligkeiten zu registrieren, die jedoch weder spezifisch noch eineindeutig für einen sexuellen Missbrauch sind. Häufig werden als Folgen Symptome einer akuten Belastungsstörung und/oder posttraumatischen Belastungsstörung registriert sowie Depression, Angststörungen, Substanzmissbrauch oder -abhängigkeit oder andere psychiatrische Störungen. Neben dem weiblichen Geschlecht stellt ein höheres Kindesalter einen Risikofaktor für sexuellen Missbrauch in der Kindheit dar. Es liegen Untersuchungsergebnisse vor, die auf einen Zusammenhang zwischen ADHS und sexuellem Missbrauch schließen lassen, indem einerseits die Rate an ADHS-Diagnosen bei sexuell Missbrauchten im Vergleich zur Normalpopulation erhöht ist und andererseits ADHS-Patientinnen häufig sexuelle Übergriffe in Kindheit oder Jugend schildern. Die bislang vorliegenden Studienergebnisse weisen jedoch nicht konsistent in eine Richtung. Es ist bei der Interpretation der vorliegenden Daten die Abhängigkeit der Ergebnisse von der jeweiligen Untersuchungsmethodik zu berücksichtigen und weitere systematische Untersuchungen an ausreichend großen Stichproben sollten folgen.

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ADHD and child sexual abuse

Child sexual abuse is a worldwide important phenomenon. Prevalence rates of sexual child abuse vary greatly. Results of studies show a higher number of female victims (girls) in cases of sexual abuse compared to the number of male victims (boys). As a consequence many victims display other behavioral problems, which do not specifically refer to sexual abuse. Symptoms of acute stress disorders or posttraumatic stress disorder (PTSD), depression, anxiety disorders, substance abuse-/addiction, and other psychiatric disorders are considered as common sequelae. In addition to female gender, age constitutes a major risk factor. There is a greater risk for older children to experience sexual abuse. Results of studies indicate associations between ADHD and child sexual abuse, higher rates of ADHD diagnoses are typical for patients who suffered a sexual abuse compared to the standard population. Female ADHD patients often claimed to have experienced abuse in their childhood or adolescence. Results of recent studies do not consistently point in the same direction. The results also depend on methods employed. Further systematic studies are recommended.

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Typ:Ãœbersichtsarbeit
Autor:Petra Retz-Junginger, Wolfgang Retz, Ann-Kathrin Koch & Michael Rösler
Quelle:Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie, 62 (3), 2014, 175–181
Jahr:2014
Keywords (deutsch):sexueller Missbrauch, ADHS, Viktimisierung, Entwicklungsstörungen, Traumatisierung
Keywords (englisch):child sexual abuse, ADHD, child victimization, developmental disorders, traumatisation
DOI:10.1024/1661-4747/a000193