Beurteilerdiskrepanzen bei der Erfassung internalisierenden/externalisierenden Verhaltens: Zusammenhänge zu Klassenstufe, Geschlecht und Erziehungsverhalten
Die Studie untersucht den Zusammenhang zwischen Beurteilungsdiskrepanzen bei internalisierenden/externalisierenden Verhaltensproblemen im Kindes- und Jugendalter und dem Erziehungsverhalten. Sie basiert auf zwei Längsschnittstichproben, die von der zweiten bis zur vierten bzw. von der vierten bis zur sechsten Klasse befragt wurden. In jährlichen Abständen wurden internalisierende und externalisierende Probleme der Kinder sowohl von den Kindern selbst als auch von ihren Eltern eingeschätzt. Darüber hinaus wurde das Elternverhalten (Responsivität, behaviorale und psychologische Kontrolle) aus der Kinder- und der Elternperspektive erhoben. Es zeigte sich, dass sich in den Selbstberichten der Kinder ein höheres Ausmaß an Verhaltensproblemen widerspiegelt als in den Elternberichten. Bei den internalisierenden Problemen zeigte sich eine Abnahme der Diskrepanzen über das Alter hinweg. Beziehungen zwischen Verhaltensproblemen und dem Erziehungsverhalten ergaben sich vor allem in Bezug auf die psychologische Kontrolle. Wenn die Eltern sich als kontrollierend einschätzen, sind die Diskrepanzen geringer, während sie größer sind, wenn die Kinder ihre Eltern als kontrollierend wahrnehmen. Psychologisch kontrollierende Eltern mögen demnach besondere Aufmerksamkeit auf das Verhalten ihrer Kinder richten mit dem Ergebnis geringerer Beurteilungsdiskrepanzen. Kinder wiederum berichten möglicherweise mehr Problemverhalten, wenn sie sich unter strenger elterlicher Beobachtung erleben.
Kategorien:
Parent-Child Discrepancies in the Assessment of Internalizing/Externalizing Behavior: Associations With Grade, Sex, and Parenting
This study focused on informant discrepancies in reports on internalizing/externalizing child behavior and associations with parenting dimensions. The study was based on two longitudinal samples followed from Grade 2 to 4 and from Grade 4 to 6. Internalizing/ externalizing symptoms were assessed yearly by children’s self-reports and parent-proxy reports. Responsiveness and behavioral and psychological control assessed by the children and their parents were included as parenting dimensions. Child reports on symptomswere higher than parent-proxy reports. Regarding internalizing symptoms, the discrepancies decreased with children’s age. Relations to parenting were shown mainly for psychological control. If parents perceive themselves as psychologically controlling, the discrepancies are smaller, while discrepancies are larger when children perceive their parents as psychologically controlling. Psychologically controlling parents may have a strong focus on the behavior of their children, leading to a stronger agreement between child reports and parent-proxy reports. Children, however,may report more problem behavior if they feel themselves to be under close observation by their parents.
Kategorien:
Typ: | Ãœbersichtsarbeit |
---|---|
Autor: | Arnold Lohaus, Marc Vierhaus |
Quelle: | Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, 46 (1), 2014, 1-10 |
Jahr: | 2014 |
Keywords (deutsch): | Beurteilerdiskrepanzen, Erziehungsverhalten, Internalisierendes und externalisierendes Verhalten, Geschlecht, Klassenstufe |
Keywords (englisch): | cross-informant discrepancies, parenting, internalizing and externalizing behavior, sex, grade |
DOI: | 10.1026/0049-8637/a000095 |